„Ich gehe davon aus, dass der Tote von Dietershan Władysław Żukowski hieß. Dieser war am 27. Juni 1901 in Warschau geboren und lebte mit seiner Frau Helena (geb. 1909) und seinem Sohn Aleksander (geb. 1932) in der ulica Tamka (‚Tamka-Straße‘) 45a in der Warschauer Innenstadt. Bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstands wurde er im August 1944, als deutsche Truppen das Gebiet um die Tamka-Straße von der polnischen Heimatarmee zurückeroberten, gefangen genommen. Zunächst in das Durchgangslager 121 Pruszków bei Warschau verschleppt, gelangte er von dort am 12. September 1944 mit einem Transport von 3.042 polnischen Männern in das KZ Dachau, wo er als Häftling mit der Nummer 107.656 registriert wurde. Als Beruf wurde in die Häftlings-Karteikarte ‚Friseur‘ eingetragen. Nach einer Selektion durch den Arbeitseinsatzingenieur der Frankfurter Adlerwerke wurden 1.000 Männer des Transports vom 12. September schon zwei Wochen später in das Frankfurter Außenlager des KZ Natzweiler ‚abgegeben‘. Der Transport traf am 29. September 1944 in den Adlerwerken ein, wo die Häftlinge im Nummernsystem von Natzweiler noch einmal neu registriert wurden. Unter ihnen war Władysław Żukowski, dem nunmehr die fünfstellige Nummer 37.582 zugewiesen wurde. Władysław Żukowski überlebte die Monate der Zwangsarbeit in den Adlerwerken und war unter den etwa 360 –370 Gefangenen, die am Abend des 24. März 1945, als US-Truppen sich Frankfurt näherten, von der Wachmannschaft nach Osten in Marsch gesetzt wurden. Nach vier Marschtagen bzw. -nächten verbrachten die Männer, die zu diesem Zeitpunkt noch lebten, am 28. März die nächtliche Rast zum ersten Mal nicht unter freiem Himmel, sondern in einer Scheune am nördlichen Stadtrand von Fulda. Geht man davon aus, dass der Tote von Dietershan mit Władysław Żukowski identisch war, so befand sich dieser noch am Leben, als sich die Kolonne am Morgen des 29. März auf der Reichsstraße 27 (heute B 27) wieder in Bewegung setzte. Auch im Verlauf dieses letzten Marschtages, bevor die Häftlinge bei Hünfeld in einen Güterzug ‚verladen‘ wurden, der sie ins KZ Buchenwald brachte, verübten die Bewacher wieder Morde an entkräfteten Gefangenen. Einer von diesen wurde auf der Höhe von Dietershan, an dem die Reichsstraße in kurzer Distanz vorbeiführte, durch einen Schuss in den Kopf getötet. Sein Leichnam wurde zurückgelassen. Drei Tage später erreichten US-Truppen die umliegenden Ortschaften. (Hartmann, Mail „KGS Ludwigstein, Einzelschicksal W. Żukowski“)
Der Tote, den der Volksbund 1960 vom Dietershaner Gemeindefriedhof auf die Kriegsgräberstätte Ludwigstein umbettete, war ein KZ-Häftling aus den Frankfurter Adlerwerken, der am 29. März 1945 auf dem Todesmarsch von einem Bewacher durch einen Schuss in den Kopf ermordet wurde. Bei seinem Tod trug er Häftlingskleidung mit der Nummer 37.582 des KZ Natzweiler, die ihn als Władysław Żukowski aus Warschau auswies. (Hartmann, Mail „KGS Ludwigstein, Einzelschicksal W. Żukowski“)

Die Informationstafel des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. zum Grab von Władysław Żukowski auf der Kriegsgräberstätte Ludwigstein.
1960 hatten zwei Überlieferungs- bzw. Forschungskomplexe nebeneinander existiert, der eine in Bad Arolsen, der andere beim Volksbund. Aus den Quellen in Bad Arolsen ließ sich bislang zwar bereits das Schicksal des Toten ermitteln, nicht aber der Verbleib seines Grabes klären; die Quellen des Volksbunds wiederum informierten zwar darüber, dass und wohin der Tote von Dietershan umgebettet worden war, konnten über seine Identität jedoch keine Auskunft geben. Bei der aktuellen Recherche sind beide Informationsbestände zusammengeführt worden; soweit ich sehe, zum ersten Mal.“ (Hartmann, Mail „KGS Ludwigstein, Einzelschicksal W. Żukowski“)